Filmbesprechung von Michael Schmitz - Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ 1996)
Die Liebe einer Künstlerin
Ebba Jahns neuer Film "Ab durch die Mitte" uraufgeführt
Eine Liebeserklärung an seine Heimat kann man, in diesem Fall Frau, so und so formulieren. Ebba Jahn, in Oberhausen aufgewachsene Filmemacherin, tut es so: Sie nimmt die Kamera und geht auf Spurensuche, im alten und neuen Oberhausen. Am Freitagabend wurde im Altenberger Walzenlager Kino ihr neuer Film "Ab durch die Mitte" uraufgeführt, ein Meisterinnenwerk.
Die Regisseurin, die einmal Bestandteil der Oberhausener Szene war und es unverzichtbar eigentlich bleiben müsste, hat an ihr sicherlich noch nicht höchst professionelles, aber unendlich liebevolles Dokument Vom alten Eisen (s.u.), das den Niedergang der Industriestadt Oberhausen skizziert, rund 15 Jahre später ein Kapitel geheftet, das beinahe noch intimer, mit wundervoll elegisch abgestuften Bildern den Strukturwandel zeigt.
Ebba Jahn macht dieses subtil, gefühlvoll, ganz persönlich, subjektiv, kritisch, aber fair. Sie lässt die Henkelmannbrücke wiederaufleben, lässt gleichzeitig Eddy Healy, den Investor der Neuen Mitte, und die Strategen des Aufbruchs in die Dienstleistungsära zu Wort kommen, stellt alte Bilder vom fallenden Hochofen (aus "Vom alten Eisen" entliehen,) gegen neue Gemälde aus dem wachsenden CentrO.
Menschen, die Oberhausen in den letzten Jahrzehnten entscheidend prägten und veränderten, verbreiten ihre Philosophie. Robert Bossard, der Schweizer Künstler, den allenfalls noch der Dialekt vom Ruhrgebiet trennt, Burkhard Drescher, der vor fünf, sechs, sieben Jahren aus Grevenbroich nach Oberhausen kam und einfach nur sagte: "Ich will, dass sich hier Kräne drehen."
Ebba Jahn verirrt sich wahrlich nicht zufällig auf die "Ripse", webt das Angstlied von Josef Büscher ein, der mit "Zwischen Tackenberg und Rothebusch" das vielleicht schönste Heimatbuch geschrieben hat, enteilt in die Turbinenhalle, auf den ehemaligen Wasserturm, führt den Seher auf die neue OEPNV-Trasse.
Morgen ist der Film, dessen Bilder bisweilen sakrales Format gewinnen, im TV zu erleben. Wer Oberhausen liebt, muss einschalten. Denn auf höherem Niveau lassen sich eigenwillige Liebeserklärungen nicht formulieren.
3.6.1996 Michael Schmitz
Ab durch die Mitte 1996, 29 Min. Beta SP
Kamera: Ebba Jahn & Volker Köster
Ton: Volker Köster
Schnitt: Volker Köster & Helmuth Costard
Redaktion: Hans Georg Ossenbach
Regie & Produktion: Ebba Jahn Filmproduktion
Im Auftrag des WDR 1996
Erstausstrahlung: 4. Juni 1996, 22:30 h
Videobeam - Vorführungen:
Filmwerkstatt Münster - Masterclass Dokumentarfilm Horst Herz 1998/2007/2008
Fachhochschule Dortmund - Dokumentarfilm-Seminar Klaus Helle 1998/2007
B-Movie auf St. Pauli - Filmreihe Der grosse Ausschluss, Hamburg 2/1999
Filmreihe Baustop.randstadt veranstaltet von der NBGK im FSK Kino, Berlin 10/1998
Kino Bahnhof Langendreer - Festival 6. Blicke aus dem Ruhrgebiet 10/1998
Walzenlager-Kino im Kulturzentrum Altenberg, Oberhausen 6/1996
Vom alten Eisen (Scrap Iron) 16 mm, 22‘
Ein poetischer Dokumentarfilm über den Fall des letzten Hochofens in
Oberhausen - Wiege der Ruhrindustrie.
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) 1980/82
Dokumentarfilmpreis der Filmjournalisten
Kurzfilmtage Oberhausen
Ankäufe: Internationes, WDR 3 - Reihe Schauplatz
Internationale Tourneen mit und ohne Goethe Instituten weltweit.
Landschaftspark Nord, Duisburg-Meiderich, 26. Oktober 2012
Das Ruhrgebiet im Film „Besuch bei Nachbarn: 150 Jahre Stadt Oberhausen“
Eine Filmveranstaltung der IG Nordpark e.V. und der Kinemathek im Ruhrgebiet
www.ig-nordpark.de/web-content/Film2012-2.html
Zu sehen in einem von acht Monitoren in der Ausstellung
"Stadt der Guten Hoffnung - Bilder aus Oberhausen"
LVR-Industriemuseum Oberhausen, Zinkfabrik Altenberg
09.09.2012 - 27.09.2013
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